Aktuelles

SIEGFRIED PITSCHMANN

ZUM 95. GEBURTSTAG


Am 12. Januar 2025 wäre der Schriftsteller Siegfried Pitschmann 95 Jahre alt geworden.

Unvergessen bleiben die kunstvollen Erzählungen des Meisters der Short Story, der an seinen literarischen Texten so lange feilte, bis sie perfekt waren. Pitschmanns Neigung zur Perfektion entsprach auch der erlernte Beruf. Die Ausbildung beim Mühlhäuser Uhrmacher Gottfried Rost prägte den Schriftsteller so intensiv, dass er in fast allen literarischen Werken und Zeichnungen Detailinformationen zu Uhren und ihrer Funktionsweise „versteckte“.

Zeichnung: Siegfried Pitschmann
Zeichnung: Siegfried Pitschmann © Thomas Pitschmann

Eine Auswahl von Pitschmanns Zeichnungen findet sich in „Wär schön gewesen!“ (Briefwechsel mit Brigitte Reimann) und dem Buch „Siegfried Pitschmann in Mühlhausen“.

Privates Fotoalbum der Familie Pitschmann © Thomas Pitschmann
v.l.n.r.: Ruth, Siegfried, Mutter Lucie und Vater Daniel Pitschmann

Zu Beginn des Jahres 1945 war die Familie Pitschmann mit den vier Kindern Siegfried, Ruth, Karl-Ernst und Erika in einem der letzten Flüchtlingszüge, die unversehrt aus Grünberg herauskamen, evakuiert worden. Zwei Geschwister lebten zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr: Die kleine Schwester Dorothea war während des Krieges im Alter von elf Monaten an Ernährungsstörungen gestorben, der ältere Bruder Gottfried, noch nicht achtzehnjährig, in den letzten Kriegsmonaten gefallen. Am 3. Februar durfte Familie Pitschmann den Flüchtlingszug in Mühlhausen/Thüringen endlich verlassen. Mehr als vierzehn Tage hatte die Irrfahrt durch ganz Deutschland gedauert; keine der vielen Städte, in denen der Zug angehalten hatte, hatte die Flüchtlinge aufnehmen wollen.

Bereits in dieser Zeit begann Siegfried Pitschmann zu schreiben. Sein Roman „Erziehung eines Helden“ durfte in der DDR nicht erscheinen und wurde erst postum publiziert. In dem autobiografischen Roman verarbeitete Pitschmann seine Zeit als Betonarbeiter im Lausitzer Braunkohlenkombinat „Schwarze Pumpe“ von August 1957 bis Februar 1958.

Am 29. August 2002 starb Siegfried Pitschmann im Alter von 72 Jahren an einer Lungenembolie.


Kristina Stella

Kristina Stella.
Foto: Marek Gronowski [11]

Kristina Stella wurde in Dresden geboren. Sie studierte wissenschaftliches Bibliothekswesen und war zunächst an der Universitätsbibliothek der TU Dresden, später beim DDR-Fernsehen tätig. In der Wendezeit verließ sie ihre Heimatstadt und trat eine neue Stelle an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main an. Bereits zu Beginn der 1990er Jahre begann Kristina Stella mit ihren Forschungen zu Brigitte Reimann, die sie später auf Siegfried Pitschmann und weitere Schriftsteller und Künstler in Reimanns Umfeld erweiterte. Stella verfasste eine zweibändige Brigitte-Reimann-Bibliografie (2014). Sie gab außerdem mehrere Briefwechsel Reimanns heraus und die bislang unveröffentlichten Romane „Die Denunziantin“ von Brigitte Reimann (2022) sowie „Erziehung eines Helden“ von Siegfried Pitschmann (2015), die auf breites Interesse stießen. Stellas Forschungen stützen sich vor allem auf Originalquellen wie Briefe, Tagebücher, Manuskripte und historische Dokumente. Heute lebt und arbeitet Kristina Stella als freiberufliche Publizistin in Kronberg im Taunus.

Kristina Stella was born in Dresden. She studied Library Science and initially worked at the University Library of the TU Dresden, later joining the DDR Television. During the period of German reunification, she left her hometown and took a new position at the German National Library in Frankfurt am Main. As early as the beginning of the 1990s, Kristina Stella began researching Brigitte Reimann, later expanding her focus to include Siegfried Pitschmann and other writers and artists within Reimann’s circle. Stella authored a two-volume bibliography of Brigitte Reimann (2014). She also edited several of Reimann’s letters and published the previously unreleased novels „Die Denunziantin” by Brigitte Reimann (2022) and „Erziehung eines Helden” by Siegfried Pitschmann (2015), which attracted wide interest. Stella’s research is primarily based on original sources such as letters, diaries, manuscripts, and historical documents. Today, Kristina Stella lives and works as a freelance writer in Kronberg im Taunus.