Wolfgang Schreyer (1927–2017)

Wolfgang Schreyer (1963)
Foto: Privat [9]


Wolfgang Schreyer war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde am 20. November 1927 in Magdeburg geboren. Am 14. November 2017 starb Wolfgang Schreyer in Ahrenshoop. Er war eng mit Brigitte Reimann befreundet. Wolfgang Schreyers Briefwechsel mit Brigitte Reimann erschien 2018 unter dem Titel „Ich wär so gern ein Held“. 

Wolfgang Schreyer war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Abenteuerschriftsteller und Krimi-Autoren in der DDR. Mehrere seiner Romane wurden erfolgreich von der DEFA verfilmt.


Lebenschronik


1927
Wolfgang Schreyer wurde am 20. November in Magdeburg als erstes von zwei Kindern des Drogisten und Fotografen Franz Schreyer und seiner Frau Rose Lucie geboren.

1937
Wolfgang Schreyer trat in Hitlers Jungvolk ein, übersprang ein Grundschuljahr und besuchte bereits mit neun Jahren das Realgymnasium; die Wilhelm-Raabe-Schule in Magdeburg.

1938
Am 1. Juni wurde Wolfgang Schreyers Bruder Bernd geboren.[1]

1943
Im Februar wurde Wolfgang Schreyer als Flakhelfer im Raum Magdeburg dienstverpflichtet.

1944
Wolfgang Schreyer erhielt im September als Mitglied der „Flakbatterie 205/IV“ sein Abschlusszeugnis, kam anschließend zum „Reichsarbeitsdienst“, wurde in den letzten Kriegsmonaten einberufen und anschließend nach einem, für Gymnasiasten obligatorischen, Offiziersanwärter-Training in Dänemark an die Westfront versetzt. Bereits während der Schulzeit hatte Schreyer zu schreiben begonnen. Das militärische Geschehen des Zweiten Weltkrieges beflügelte seine Phantasie. Er schilderte Kampfhandlungen und Feldzüge und illustrierte seine Berichte mit Kartenbildern. Glaubwürdigkeit war sein oberstes Prinzip; als Quellen dienten ihm heimatliche Quellen genauso wie die „Feindsender“.

1945
Bei Kriegsende galt Schreyers Vater als vermisst (gestorben am 13. Januar 1946 in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager in Sapogowo bei Kursk), die elterliche Fotodrogerie war im Januar 1945 beim Bombenangriff auf Magdeburg zerstört worden. Die Mutter eröffnete in einem ehemaligen Tante-Emma-Laden ein neues Drogeriegeschäft.

1946
Schreyers Reifezeugnis wurde nicht anerkannt; er musste nach seiner Entlassung aus der neun Monate währenden amerikanischen Kriegsgefangenschaft 1946/47 noch ein weiteres Schuljahr fürs Abitur absolvieren. Eine Denunziation beim NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten) brachte ihm jedoch eine achtwöchige Haftstrafe ein. Das Abitur war damit passé, Schreyer verzichtete aufs Nachschreiben der Prüfungen.

1947
Stattdessen machte Wolfgang Schreyer von 1947 bis 1949 eine Drogistenlehre und arbeitete bis 1951 im Familiengeschäft. Dort verliebte er sich in die drei Jahre ältere Drogistin Charlotte König (geboren am 11. November 1924), die – von Wolfgang Schreyers Vater als fünfzehnjähriges Lehrmädchen eingestellt – bereits seit sieben Jahren im Geschäft der Familie Schreyer arbeitete.

1952
Am 21. Juni heirateten Charlotte König und Wolfgang Schreyer. Mit Unterstützung des Kulturamtes Magdeburg und seines künftigen Stammverlages, dem Verlag „Das Neue Berlin“, war Schreyer jetzt freiberuflicher Schriftsteller. 1952 erschien sein erster Roman.

1953
Brigitte Reimann trat in die „Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren“ (AJA) des Bezirkes Magdeburg ein; ihre Freundschaft mit Wolfgang Schreyer begann. Am 25. Dezember bekamen Charlotte und Wolfgang Schreyer ihr erstes Kind, Tochter Susanne. 

1954
Mit „Unternehmen Thunderstorm“ gelang Schreyer der literarische Durchbruch. Wolfgang Schreyer, nun Mitglied des Deutschen Schriftstellerverbandes, sollte einer der erfolgreichsten Abenteuerschriftsteller der DDR werden.

1956
Am 25. Mai wurde Wolfgang Schreyer (gemeinsam mit Franz Fühmann und Rudolf Fischer) der Heinrich-Mann-Preis verliehen.

1959
Wolfgang Schreyers Mutter starb im Alter von 57 Jahren an Krebs.

1963
Wolfgang Schreyer kaufte vom Vorbesitzer – dem Regisseur Kurt Maetzig – ein Haus in Ahrenshoop und nutzte es zunächst als Sommerhaus. Sohn Robert wurde am 16. Dezember geboren.

1965
Tochter Sabine (gemeinsam mit Ingrid Mittelstrass) wurde geboren.

1972
Ahrenshoop wurde zum festen Wohnsitz von Wolfgang Schreyer und Ingrid Mittelstrass (geboren am 19. November 1944). Der offizielle Familiensitz im Magdeburger Birkenweg 24 bestand jedoch zunächst auch nach 1972 weiter; jedes Jahr verbrachte Wolfgang Schreyer mehrere Wochen dort.

1977
Sohn Paul (gemeinsam mit Ingrid Mittelstrass) wurde geboren.

1989
Im Oktober wurde die Ehe von Charlotte und Wolfgang Schreyer geschieden.

1990
Am 13. Januar heirateten Wolfgang Schreyer und Ingrid Mittelstrass.

1997
Charlotte Schreyer erkrankte an Alzheimer und zog zu ihrer Tochter Susanne nach Ahrenshoop. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 blieb Wolfgang Schreyer mit Charlotte eng verbunden, versuchte, ihr mit täglichen Besuchen, gemeinsamen Spaziergängen und im behutsamen Umgang miteinander einen würdevollen Abschied vom Leben zu geben.

2017
Am 14. November, eine Woche vor seinem neunzigsten Geburtstag, erlag Wolfgang Schreyer seinem Krebsleiden.


Werke


Großgarage Südwest (1952); Mit Kräuterschnaps und Gottvertrauen (1953); Unternehmen Thunderstorm (1954); Die Banknote (1955); Der Befehl (1956, Hörspiel); Schüsse über der Ostsee (1956); Der Traum des Hauptmann Loy (1956, als Film 1961); Das Attentat (1957, im selben Jahr auch als Hörspiel); Der Spion von Akrotiri (1957); Das grüne Ungeheuer (1959, zweite Fassung unter dem Titel „Der grüne Papst“ 1961, als Film 1962); Alaskafüchse (1959, als Film 1964); Tempel des Satans (1960, als Film 1962); Entscheidung an der Weichsel (1960); Die Piratenchronik (1961, zweite Fassung unter dem Titel „Augen am Himmel 1967); Vampire, Tyrannen, Rebellen (1963); Preludio 11 (1964, als Film 1963); Fremder im Paradies (1966, als Schauspiel 1967, als Film 1975); Aufstand des Sisyphos (1969, gemeinsam mit Jürgen Hell); Der gelbe Hai (1969; gewidmet Stefan Heym); Die Bananengangster (1970); Der Adjutant – Dominikanische Tragödie I (1971, als Film 1972); Der Resident – Dominikanische Tragödie II (1973); Die Liebe zur Opposition (nach Motiven des Romans „Der Adjutant“) (als Schauspiel 1974; als Buchausgabe unter dem Titel: Tod des Chefs oder die Liebe zur Opposition, 1975); Schwarzer Dezember (1977); Die Entführung (1979, Erzählungen); Der Reporter – Dominikanische Tragödie III (1980); Die Suche oder die Abenteuer des Uwe Reuss (1981); Eiskalt im Paradies (1982); Die fünf Leben des Dr. Gundlach (1982); Der sechste Sinn (1987); Der Mann auf den Klippen (1987); Der Fund oder die Abenteuer des Uwe Reuss (1987); Unabwendbar (1988); Endzeit der Sieger (1989); Die Beute (1989); Alpträume (1991, Erzählungen); Nebel (1991); Das Quartett (1994); Der zweite Mann (2000, Autobiografie); Der Verlust oder die Abenteuer des Uwe Reuss (2001); Das Kurhaus (2002); Die Legende (2006, gemeinsam mit dem Sohn Paul Schreyer); Ahrenshooper Begegnungen. Ein Haus am Meer und seine Gäste (2008, Erzählungen); Der Leuchtturm (2009); Die Verführung (2010, Erzählungen); Der Feind im Haus (2011); Zu guter Letzt (2016, Erzählungen, Erinnerungen und Essays). Postum: „Ich möchte so gern ein Held sein“ – Briefwechsel mit Brigitte Reimann (2018). 


Anmerkungen


[1] Bernd Schreyer begann mit 14 Jahren eine Lehre im Mansfelder Kupferschiefer-Bergbau, ging später zur Nationalen Volksarmee und dann als Geologie-Ingenieur in den Irak (erste Frau Erika, zweite Frau Renate).